Sie heißen Engelbert, Paula, Jürgen oder tragen einen ähnlich konservativen Namen. Die Rede ist von den Laufvögeln auf dem Straußenhof Dithmarschen, auf dem mittlerweile rund 100 Strauße ihr Zuhause haben. Und zwar ein liebevolles und möglichst artgerechtes: In einer Offenstallhaltung mit unbegrenztem Weidezugang und jeder Menge Platz.
Wie kam es zu dieser recht ungewöhnlichen Idee? Nina Wilken und Sven Wittrock kauften 2020 den landwirtschaftlichen Betrieb in Weddingstedt mit einer Fläche von über 100.000 Quadratmetern. Es entstanden Zucht- und Aufzuchtgehege, damit die ersten Tiere willkommen geheißen werden konnten. Sukzessive wurde die Anzahl der Tiere erhöht, das nötige Equipment erweitert, Gehege und Hütten wurden ausgebaut. 2021 stiegen die Betreiber in die Vermarktung von Straußenfleisch ein – mit Erfolg. Erst kürzlich wurde mit einem großen Hoffest ein Hofladen eingeweiht, der nun jeden Freitag und Samstag von 10 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet hat. Eine Vielfalt an zartem Straußenfleisch, frischen Speiseeiern und besonderen Deko-Artikeln sind hier zu finden, außerdem hochwertige Produkte von Lamm, Wild, Schwein, Rind und Geflügel.
Mit ihrer ausgesuchten Produktpalette stehen Nina Wilken und Sven Wittrock auch auf acht verschiedenen Wochenmärkten. Geführte Besichtigungen sind auf Anfrage möglich. Kunden des Hofladens können unangemeldet den Brut- und Kükenbereich sowie die Gehege der verschiedenen Zuchtgruppen anschauen und die Tiere hautnah erleben. Neben den etwa 100 Straußen gibt es noch 20 Heidschnucken, 10 schottische Hochlandrinder, zwei Pferde, Hunde und eine Katze auf dem Hof der Familie. Das alles hört sich nach langen Arbeitstagen, kurzen Wochenenden und wenig Freizeit an? „Stimmt“, sagt Nina Wilken. „Aber es macht uns riesig viel Freude und wir bekommen Unterstützung von unseren Kindern.“
Zu einigen Tieren hat sie eine persönliche Bindung aufgebaut, erkennt ihre Launen auf den ersten Blick und weiß damit umzugehen. Strauße seien unheimlich neugierige Tiere, die sich in der Herde wohlfühlen. Besonders die Zeit zwischen März und September sei interessant auf dem Straußenhof. Dann legen die Hennen etwa alle zwei Tage ein Ei. Diese werden gesammelt und für 42 Tage in die Brutmaschine gelegt bis zum Schlüpfen. Ein paar Tage verbringen die Kleinen auf der Küken-Station, wo sie Laufen, selbständiges Fressen und Trinken erlernen. Danach sind sie reif für den „Küken-Kindergarten“, wie der helle, beheizte Raum genannt wird. Schließlich kommen die Küken zu den „erwachsenen“ Straußen in die Ställe mit unbegrenztem Zugang zur Weide.
„Das Straußenfleisch ist dunkel, besonders zart und schmeckt ähnlich wie Rindfleisch“, erzählt Nina Wilken. „Und es ist gesund, denn neben dem Weidegras füttern wir eine hochwertige Mais-Getreide-Mischung. Von Antibiotika und anderen Medikamenten distanzieren wir uns entschieden.“