Eine alte Puppenstube aus den 1950er Jahren zählt zu den vielen historischen Schätzen im Lundener Heimatmuseum. Natürlich ist alles handgefertigt – und zwar mit viel Liebe zum Detail. Sechs Zimmer verteilt auf zwei Etagen sind im Puppenhaus untergebracht, darunter Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer und Bad. Alle Räume sind mit Raufasertapete tapeziert und mit Teppichware ausgelegt. Kleine Holz- und Polstermöbel, winzige Deckchen, selbstgenähte Gardinen und Handtücher – für das Auge des Betrachters ist so manches entzückende Stück zu entdecken. Im Badezimmer befindet sich nicht nur ein Plumpsklo, sondern auch eine Badewanne, randvoll mit „Wasser und Schaum“ in Form von Watte.
„Das Puppenhaus gehörte Frauke Jusker aus Süderstapel“, erzählt Ruth Dreeßen. Die Krempelerin ist nicht nur Mitbegründerin des Heimatmuseums, sondern seit diesem Frühjahr auch Ehrenmitglied. Frauke Jusker habe als Kind damit gespielt und es wie einen Schatz gehütet. Vor fünf Jahren wurde das geliebte Kinderspielzeug dann an Lore Stoll aus Lunden verkauft, die es dem Museum überlassen hat. Zuvor hat die 91-Jährige die Puppenstube in liebevoller Kleinarbeit „restauriert“: Die kleinen Puppen neu angezogen, Gardinen genäht, Tischbeine abgesägt, Regale gebaut, Polstermöbel bezogen, Bettwäsche gefertigt und Bilder gebastelt.
Viele Stunden hat Lore Stoll, die dem Heimatmuseum sehr verbunden ist, damit verbracht – manchmal in Gesellschaft. Denn durch die Migrantenkinder Jama und Jara aus Syrien sowie Aminat aus Tschetschenien erhielt sie wertvolle Unterstützung bei der Bestückung des im Puppenhaus integrierten kleinen Blumenladens. „Aus Fimo formten die Kinder Töpfe, Torten und Wandschmuck“, berichtet Ruth Dreeßen. „So hat die Puppenstube noch einen besonderen integrativen Wert, der nun zur Geschichte dazugehört.“
Im Heimatmuseum gibt es gleich vorn im Eingangsbereich noch mehrere weitere Puppenhäuser, die bei den älteren Besuchern meist schöne Erinnerungen wachrufen. „Die Historie der Puppenstube reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück“, weiß Sigrid Voß-Schalkalwies vom Heimatmuseum. „Damals hatte diese weniger den Hintergrund als Spielzeug, sondern sie sollte vielmehr den Reichtum der Familien repräsentieren. Diese ließen nämlich ihre eigenen Häuser im Kleinformat nachbauen.“ Erst im 19. Jahrhundert diente das Puppenhaus als beliebtes Spielzeug, dabei hatte es zudem auch eine erzieherische Intention: Es sollte Mädchen spielerisch auf ihre spätere Rolle aus Hausfrau und Mutter vorbereiten.
Während früher die Puppenstuben und das Inventar überwiegend in Eigenarbeit und aus Holz hergestellt wurden, sind heute die meisten maschinell aus Kunststoff gefertigt. „Ich selbst besaß als Kind auch ein Puppenhaus“, berichtet Sigrid Voß-Schalkalwies. „Behäkelte Streichholzschachteln dienten als Sessel und Sofas, Nähgarnrollen als Tischbeine. Man war schon kreativ. Von meiner Oma bekam ich zu Weihnachten ein rosa-weißes Schlafzimmer für die Püppchen und wusste: Genauso eines wollte ich auch haben, wenn ich erwachsen bin.“ Auch viele weitere Spielsachen aus früherer Zeit sind im Lundener Heimatmuseum ausgestellt – wie etwa Eisenbahn, Dampfmaschine, Karten- und Brettspiele.
Geöffnet ist das Museum jeden Donnerstag von 14 bis 16 Uhr und nach Absprache . Auf Anfrage werden auch Führungen in plattdeutscher Sprache vereinbart.