In diesem Monat, führt Sie der Ostroher Fotograf und Autor, Hans-Jürgen von Hemm, auf die einzige Insel Dithmarschens, Hallig Helmsand.

Und wieder geht es trockenen Fußes hinaus in die Nordsee. Von der Deichkrone aus haben Sie schnell einen Überblick über das fast flache und überschaubare Eiland. Helmsand ist eine unbewohnte ehemalige Hallig im „Herzen“ der Meldorfer Bucht. In der gesamten Geschichte Helmsands lässt sich keine Besiedlung feststellen. Sie ist mit dem Festland im Osten durch einen 1500 Meter langen Steindamm verbunden und gehört zur Gemeinde Elpersbüttel.

Um 1362 n. Chr. entstand die Hallig Althelmsand. Eine wirtschaftliche Bedeutung der Hallig für die Büsumer kann seit 1524 nachgewiesen werden. Auf Helmsand wurde Heu geerntet und mit Wattfahrzeugen abtransportiert. 1551 wurde die Insel als Weide genutzt und die Büsumer übten das Strandrecht aus. Jedoch änderten sich bald die Strömungsverhältnisse, es kam zu Landverlusten und der endgültige Untergang erfolgte in der Allerheiligenflut am 1. November 1570. Die Lage der ersten Insel ist nicht genau bekannt. Sie lag wahrscheinlich nordwestlich der heutigen Hallig. Nur der Name hat sich erhalten.

Bewuchs an der Nordseite
Austernfischer auf der Hallig
Lahnung an der Nordseite

Zwischen hohem Himmel und der Nordsee, eingebunden durch Friedrichskoog Spitze im Südwesten und Büsum im Nordwesten finden Sie die Insel bei den geographischen Koordinaten: 54° 3′ 53″ N, 8° 57′ 39″ O. Bis fast an den Deichfuß können Sie motorisiert von der Bundesstraße 5 und die Gemeinde Eesch, den Straßenzug Elpersbüttelerdeich, über den Schlafdeich bei der Wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71) anfahren. Wander- und Radtourstrecken führen aus dem Süden und Norden entlang des Deiches – mit einem sagenhaften Blick auf den Nationalpark – auf die Hallig zu. Eine Wanderung für Rollstuhlfahrer ist geeignet.

Von Neu-Helmsand wird erst seit 1720 geredet. Zehn Jahre später war starker Quellerbewuchs vorhanden und 1737 wurden bereits 2,6 ha grünes Halligland festgestellt. Die Büsumer nutzten das Grasland zur Heugewinnung. Die Insel wuchs schnell und war von Prielen durchschnitten. 1754 wurde die Hallig vermessen, sie war 87 ha groß, 1775 waren es bereits 94 ha.

Damit sich die Weidetiere bei sommerlichen Sturmfluten retten konnten, wurden 1865 eine Warft und eine Viehtränke mit einem Ringdeich errichtet. Ein Lahnungswerk, das 1868/69 eine Verbindung zum Festland herstellen sollte, wurde jedoch vor Fertigstellung durch die Fluten wieder zerstört und wieder kam es zu massiven Landverlusten. 1881 war Helmsand nur noch 19,4 ha groß.

Im Rahmen von Küstenschutzarbeiten wurde Helmsand in den 1930er Jahren erst durch einen Buhnen- und später einen Steindamm mit dem Festland verbunden. Durch die Landzuwächse in Verbindung mit dem Dammbau ist der Charakter einer Insel zwischenzeitlich verloren gegangen. Auf der Südseite sind mittlerweile große Salzwiesen entstanden. Auf der Nordseite hingegen haben sich bisher nur wenige Pflanzen ansiedeln können, da dort die Strömung zu stark ist.

Nach der Fertigstellung des Speicherkooges im Jahr 1979 wurden vom Seedeich aus auf der Südseite des Dammes eine Teerstraße und Schienen für eine Lorenbahn gebaut, damit die Insel in das Erprobungsgelände der WTD 71 einbezogen werden konnte. Reste einer 600-mm-Schmalspur-Lorenbahn, die vom Amt für Küstenschutz betrieben wurde und vom Festland auf die damalige Insel führte, ist noch erkennbar. Südlich des Dammes erfolgte eine starke Aufschlickung und es entstand neues Vorland, so dass die Hallig zu einer Halbinsel geworden ist.

Die Hallig Helmsand liegt in der Schutzzone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und fasziniert mit verschiedenen Lebensräumen des Wattenmeeres. Sie darf als Vogelschutzgebiet nur unter Auflagen betreten werden. Der Damm ist ganzjährig zugänglich; die Insel jedoch vom 1. April bis 31. Juli in der Brutzeit der Seevögel für Besucher gesperrt. Auch die Nutzung durch Schäfer ist entzogen.

Sonnenuntergang
Schafstelze
Vorland auf der Südostseite

Die grandiose Vogelwelt des Wattenmeeres lässt sich vom Damm bzw. vom Halligkopf aus hervorragend beobachten. Es lohnt sich also, ein Fernglas oder Spektiv mitzunehmen. Weite Sicht, herrliche Sonnenuntergänge, pure Natur und auch Stille, sind je nach Jahreszeit zu erleben. Feste Sitzgelegenheiten werden Sie auf der Hallig nicht vorfinden. Es wird empfohlen, für eine Rast oder einen Beobachtungshalt eine Sitzunterlage mitzunehmen.

Packen Sie doch einfach einen Picknickkorb und stärken sich beim leckeren Frühstück und genießen dabei den Ausblick aufs Wattenmeer und den weiten Horizont im UNESCO Weltnaturerbe. Das Beständige an der Dithmarscher Küste ist das Unbeständige. Es gibt keinen Wetterschutz auf der Hallig. Stellen Sie sich bitte auf die aktuellen Wetterbedingungen bei einem Besuch auf Helmsand ein.

Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Erholen, beim Genießen und Abschalten, sich etwas Gutes zu tun und um neue Energie zu tanken. Lassen Sie sich bei einem Spaziergang auf die einzige Insel Dithmarschens, Hallig Helmsand begeistern.

Text und Fotos: Hans-Jürgen von Hemm

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Ich schreibe für den Frischer Wind monatlich seit 12/2021 in der Rubrik „Orte, die man gesehen haben sollte“. Meine Lust am Fotografieren wird gesteuert durch kreative und innovative Funken, Einflüsse von außen und vor allem Herausforderungen. Dabei liegt es mir ganz besonders am Herzen, den Betrachter in die Geschichte und Entstehung des Abgebildeten mitzunehmen und ihn in die Vielfalt des Schönen einzubeziehen.

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