Die Druckerei-Abteilung im Keller des Lundener Heimatmuseums birgt wahre Schätze. Dazu zählt eine sogenannte Linotype-Setzmaschine, die – 1886 erfunden – einen echten Meilenstein darstellte. „Das Exponat ist etwas ganz Besonderes“, sagt Albert Keul, ein Fachmann auf diesem Gebiet.
„Nicht viele Museen sind im Besitz einer solchen Maschine.“ Diese ersetzte seinerzeit die alte Drucktechnik, bei der noch Buchstabe für Buchstabe einzeln gesetzt werden musste. Die Linotype-Setzmaschine dagegen erstellte nach der über eine Klaviatur erfolgte Buchstabeneingabe eine ganze Zeile aus Bleilettern, die dann in eine Druckform gelegt werden konnte.
Die Linotype – Revolution der Drucktechnik
„Ein wahrlich nachhaltiges Prinzip“, betont Albert Keul. „Denn die Buchstaben wurden nach Gebrauch wieder eingeschmolzen, so konnte das Material immer wieder neu verwendet werden.“ Der 73-Jährige begibt sich mit seinem leidenschaftlichen Ehrenamt im Lundener Heimatmuseum zurück zu seinen beruflichen Wurzeln. 1969 absolvierte er eine Lehre zum Schriftsetzer und arbeitete noch ein Jahr als Geselle. „Schon damals hat mir ein Ausbilder versichert, dass dieser Beruf nicht mehr lange Bestand haben würde“, erinnert sich Albert Keul. Trotz seiner beruflichen Neuorientierung verlor der Lundener nie so ganz das Interesse an der alten Technik. „So richtig geweckt wurde es allerdings erst wieder, als ich 2017 zum Museumsteam dazustieß und mich hier meinem Metier – der Druckerei – annehmen durfte“, sagt Albert Keul.

Vom Lehrling zum Museumsführer
Zu seiner Lehrzeit wurden die einzelnen Buchstaben aus einem Setzkasten in einen sogenannten Winkelhaken gelegt. Dort wurde dann ein Wort oder eine Zeile aus verschiedenen Wörtern erstellt. Als fertige Druckform wanderten die Zeilen dann in die Druckmaschine, die dann ein gedrucktes Papier ausspuckte. „Der Reichtum einer Druckerei bestand in der Vielfalt der unterschiedlichen Schriftarten und -größen“, weiß Albert Keul. Teil seiner damaligen Gesellenprüfung sei es gewesen, in einer Stunde mindestens 1300 Zeichen möglichst fehlerfrei zu setzen. „Zur Herstellung einer Zeitung bedurfte es damals 13 Berufe vom Redakteur bis zum Buchbinder“, berichtet Keul. „Dies galt noch bis in die 1970er Jahre.“
Druckkunst im Wandel der Zeit
Außer der Linotype-Setzmaschine findet man im Lundener Museum auch eine einfarbige Buchdruckmaschine, mit der Plakate, Formulare und Prospekte in einer Größe bis zu DIN A 3 hergestellt werden konnten. Wie ein Großteil der Exponate stammt diese von der Lundener Druckerei Schallhorn.
Auch eine Prägemaschine zum Veredeln von Buchrücken mit goldenen Lettern befindet sich im Bestand des Museums, genau wie eine Papierschneidemaschine von 1872. Dieses 500 Kilogramm schwere Exponat funktioniert über ein Zahnradsystem und kann sogar dicke Papierstapel schneiden.
„Was für ein Wandel der Zeit im Bereich der Drucktechnik – wenn man bedenkt, wie viel Arbeit, Blut, Schweiß und manchmal auch Tränen früher in einem einzigen Buch steckten“, meint Albert Keul. „Heute ermöglichen digitale Druckverfahren und der Offsetdruck eine maschinelle Produktion und schnelle Herstellung großer Mengen.“
Für alle an der alten Druckkunst Interessierten ist die Tür des Museums wöchentlich am Donnerstag zwischen 14 und 16 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Für Schulklassen, Vereine oder andere Gruppen steht Albert Keul gern für eine informative Führung zur Verfügung (Tel. 04882/5545 bzw. Kontaktaufnahme über die Homepage www.museum-lunden.de).
Eigens für das Pressegespräch mit dem „Frischen Wind“ fertigte Albert Keul in Bleilettern den Schriftzug unseres Magazins – ganz originalgetreu spiegelverkehrt – an und verpackte diesen zusammen mit einigen ausgedruckten „Formularen“ in einer kleinen Schatzkiste. Wir sagen: „Herzlichen Dank für diese besondere Geste!“
Text & Fotos: Andrea Hanssen