Schon mal was von einem Mineralwasser namens Witschi gehört? Was für ein lustiger Name mit noch lustigerem Hintergrund! Die älteren Bürger aus Lunden und Umgebung werden sich erinnern. Alle anderen finden Aufklärung im Heimatmuseum Lunden, wo ein Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern mit viel Herzblut den Besuchern gern Rede und Antwort steht.
„An der Straßenecke Wilhelmstraße/Klinkerstraße betrieb eine Familie Stange ab 1854 einen Weinhandel mit Gastwirtschaft“, erzählt Peter Jensen. Der Weinhändler Heinrich Stange, einer der Nachkommen, eröffnete 1925 zusätzlich eine Mineralwasserfabrik unter dem Dach des Unternehmens. Eines der angebotenen Produkte erhielt den Namen „Witschi“. „Herr Stange war bekannt für seine Flinkheit“, so Peter Jensen. „Er kam stets forschen Schrittes um die Ecke gewitscht und hatte daher schnell diesen Spitznamen weg. Der Name für das Mineralwasser war praktisch vorprogrammiert und außerdem eine gute Werbung, weil fast jeder in der Region ihn kannte.“ Ein Modell der Mineralwasserfabrik steht zur Veranschaulichung im Heimatmuseum. Gebaut wurde es von Karl-Gustav Stange, einem Mitglied der Familie und gleichzeitig langjähriger Mitarbeiter des Museums.
In den 70er Jahren wurde die Weinhandlung abgerissen. Heute steht hier die Gastwirtschaft „Alt Amsterdam“ und erinnert an den traditionsreichen Familienbetrieb. „Zu diesem gehörten auch eine Verkorkungs-Maschine und eine Hauben-Maschine für den Flaschenhals“, weiß Peter Jensen. Der Wein sei in Fässern geliefert und dann vor Ort in Flaschen abgefüllt sowie anschließend verkorkt worden.
Ein weiteres von Karl-Gustav Stange in detailgetreuer Handarbeit angefertigtes Modell zeigt den betreffenden Häuserblock mit dem Fußsteig „Dörn Toll“ (ins Hochdeutsche übersetzt: „Durch den Zoll“). Auch dieser Name hat einen humorvollen Hintergrund aus früheren Zeiten. Das Gebäude beherbergte nicht nur eine Schnapshandlung, sondern auch einen Ausschank. „Um schneller zum „Köhm“ (Schnaps) zu kommen, nahmen die meisten Gäste die Abkürzung durch das Haus“, berichtet Peter Jensen. „Anstatt drumherum zu gehen, sagte man, wir gehen durch den Zoll.“
Wer Interesse hat, mehr über die zahlreichen ausgestellten Schätze aus der Vergangenheit zu erfahren, ist herzlich willkommen. Geöffnet ist das Museum jeden Donnerstag von 14 bis 16 Uhr und nach Absprache (Tel. 04882/5545). Auf Anfrage werden auch Führungen in plattdeutscher Sprache vereinbart.