Secondhand-Mode liegt im Trend. Als absolut nachhaltigste Shopping-Alternative steigt besonders in den Großstädten und im Online-Handel die Nachfrage nach Kleidung aus zweiter Hand. Doch auch in der Heide ist das Angebot in den letzten Monaten stark gewachsen.
Vor knapp einem Jahr eröffneten Irina Kan-Junge und Lena Bernhardt direkt am Südermarkt (Markt 34) ihr Geschäft „Looks“ mit Secondhand-Mode für Frauen. Kurze Zeit später wagte Meike Danz den Schritt in die Selbständigkeit und bietet seitdem Baby- und Kinderkleidung in ihrem Laden „Önnur Hönd“ in der Meldorfer Str. 8 an. Den gleichen Fokus hat der erst im Mai eröffnete „Kinderladen“ in der Kleinen Westerstr. 2, der unter dem Dach der Organisation des Kinderschutzbundes von Romina Popp betrieben wird.
Mit ihrem gut sortierten und ansprechend präsentierten Angebot ähneln alle drei Läden klassischen Geschäften. Längst vorbei ist die Zeit, in der Secondhand-Läden mit dem Geruch nach Mottenkugeln und Räucherstäbchen assoziiert werden müssen. „Das Stadtmanagement begrüßt den Trend, der unsere Innenstadt belebt und noch attraktiver macht“, sagt Innenstadtmanagerin Sandra Hief. „Es ist an der Zeit umzudenken – umso erfreulicher ist das wachsende Angebot hier bei uns in Heide.“
Im Interview mit unserem Magazin Frischer Wind haben wir die Secondhand-Verfechterinnen nach ihren Erfahrungen befragt – und uns auch das Sortiment in den drei Geschäften angeschaut.
„Es gibt ein Umdenken in der Gesellschaft“, hat Irina Kan-Junge festgestellt. „Fast Fashion war gestern, Secondhand-Mode ist angesagter denn je. Auch die Nachfrage nach Vintage-Kleidung nimmt stetig zu.“ Lena Bernhardt ergänzt: „Niemand braucht wirklich einen überquellenden Kleiderschrank. Es reichen weniger, gut ausgewählte Sachen. So können Basics, aufgepeppt durch diverse Accessoires, ganz verschiedene Looks ergeben.“ Meike Danz bringt den Umweltaspekt ins Spiel: „Die Bekleidungsbranche zählt weltweit zu den größten CO²-Verursachern. Allein für die Herstellung eines T-Shirts sind tausende Liter Wasser nötig.“ Lange Transportwege und intransparente Produktionsstätten seien weitere Argumente, sein Kaufverhalten zu überdenken. Gerade im Bereich der Kinderkleidung, da diese aufgrund der sich schnell ändernden Konfektionsgröße nur relativ kurze Zeit getragen werde. Jacqueline Schmechel, die ihre Tochter Romina Popp beim Gesprächstermin vertritt und auch im Laden unterstützt, sagt: „Das Konzept im Kinderladen basiert auf Sachspenden. Der gesamte Verkaufserlös kommt dem Heider Kinderschutzbund zu Gute und bleibt somit in der Region. Damit gibt es gleich mehrere Gewinner.“
Looks
Gut erhaltene, wertige Damenmode (mit Ausnahme von Hosen) in allen Größen, passende Accessoires wie Handtaschen, Gürtel und auch Schmuck werden im schönen Ambiente präsentiert und auf Kommission verkauft. Der Fokus liegt dabei auf Kleidern in ganz verschiedenen Stilrichtungen. Ob direkt vor Ort oder im Sozialen Netz geben Irina Kan-Junge und Lena Bernhardt ihren Kundinnen jede Menge Inspiration und Tipps für einen individuellen Stil. Wechselnde Kunstausstellungen von hiesigen Künstlern in den Geschäftsräumen gehören zum Konzept. Zum ersten Geburtstag von Looks im September ändert sich aufgrund der Nachfrage offiziell das Motto: individuell, nachhaltig und exklusiv (anstatt preiswert) wird es dann heißen. „Secondhand muss nicht Secondbest sein“, betont Irina Kan-Junge. „Unseren Kundinnen geht es nicht in erster Linie ums Sparen, sondern sie möchten etwas Besonderes – und genau dies finden sie bei uns.“
Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr
Önnur Hönd
Der Firmenname kommt aus dem Isländischen – und ist Programm. „Önnur Hönd heißt ins Deutsche übersetzt Andere Hand“, erzählt Inhaberin Meike Danz. Sie ist nicht nur großer Island-Fan und ein modeaffiner Mensch, sondern auch Verfechterin von Nachhaltigkeit, Kleiderkreislauf und Ressourcen schonen. Ihr liebevoll ausgewähltes Sortiment – das nicht auf Kommission, sondern auf An- und Verkauf basiert – beinhaltet Baby- und Kinderkleidung von Größe 44 bis 174. Also vom Frühchen bis zum Jugendlichen. Hochwertige Bekleidung zu fairen Preisen – so lautet die Philosophie. „Produkte von Textil-Discountern wird man bei mir nicht finden“, sagt Meike Danz. „Dafür aber jede Menge wertige Kleidung und sehr gut erhaltene Waren.“ Außer Oberbekleidung gibt es Schuhe, Spielzeug, Bücher, Laufräder und vieles mehr. Sogar eine Stillecke inklusive Wickeltisch und Spielmöglichkeiten für Kinder sind vorhanden.
Öffnungszeiten: Do. 9 – 12 Uhr und 15 – 18 Uhr, erster sa im Monat 10 – 16 Uhr
Der Kinderladen
Ein großartiges und gemütliches Kinder-Secondhand-Geschäft, das zum Stöbern und Staunen einlädt. Erst vor Kurzem eröffnete der Heider Ortsverein des Kinderschutzbundes seinen Kinderladen. „Erste Wahl aus zweiter Hand“ – so lautet die Devise. Im großzügigen, hellen Verkaufsraum gibt es ein umfangreiches Sortiment aus Kinderkleidung (Größe 56 – 164), tollen Spielsachen für jedes Alter und Ausstattung wie Kinderwagen, Kindersitze fürs Fahrrad oder Auto sowie Fahrradhelme. Auch Umstandskleidung für werdende Mütter und Kleinmöbel wie Wiegen oder Kinderbetten sind meist zu haben. „Wir sind kein Kramladen, sondern legen Wert auf ein ansprechendes Angebot zu humanen Preisen“, betont Jacqueline Schmechel. „Dabei sind wir auf gut erhaltene Sachspenden angewiesen, deren Erlös direkt dem Kinderschutzbund hier vor Ort zufließt.“ Das nachhaltige und preiswerte Angebot richtet sich an alle, die Interesse an Secondhand-Ware für Kinder haben. Handeln ist jedoch tabu, da die festgelegten Verkaufspreise ohnehin schon günstig sind. Während die Muttis oder Omis in Ruhe stöbern, können die Kleinen in einer Spielecke verweilen. Öffnungszeiten: Di., Mi. + Fr. 10 – 12 Uhr, Di. + Do. 14 – 17 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr